Skip to main content

2024 NEW YEAR'S WISHES (German)

Geschätzte Geschäftspartner, Freunde und Bekannte

Seit der Finanzkrise vor 15 Jahren war in politischen Debatten oft zu hören, der Staat solle nie mehr eine Grossbank retten müssen.

Genau das geschah im März dieses Jahres dann doch: Nach 167-jähriger Unabhängigkeit landete die einst renommierte Credit Suisse unter Federführung der Schweizer Behörden in den Armen der UBS. Letztere hatte der Staat in der Finanzkrise 2008 retten müssen. Danach erliess er eine ausgeklügelte Regulierung, die eine Sanierung und Abwicklung einer maroden Grossbank ohne seine finanzielle Hilfe hätte ermöglichen sollen.

Mit dem Zusammenbruch der CS bewahrheitete sich, was vergangene Krisen gelehrt hatten: selbst akribisch detaillierte Regulierungen vermögen nicht alle möglichen Fälle in der Zukunft abzudecken. Die Krisen der Zukunft sind immer anders als jene der Vergangenheit. So musste die CS denn auch aus einem ganz anderen Grund vom Staat gerettet werden als die UBS im Jahr 2008. Die CS vermochte den Liquiditätsabfluss nicht zu stoppen, als die Kunden in einem unsicheren Umfeld via Onlinebanking in schwindelerregendem Tempo ihr Geld abzogen. Die krisengeschüttelte Bank erhielt damit nach einem andauernden Vertrauensverlust die endgültige Quittung für langjährige Fehlleistungen in ihrer obersten Führungsetage.

Seit dem Kollaps der CS ist es auf den Finanzmärkten ruhig geblieben. Das war infolge der stetig gestiegenen Zinsen nicht unbedingt zu erwarten. Denn von ihnen geht angesichts des in den letzten Jahren weltweit angestiegenen Schuldenniveaus eine erhebliche Gefahr aus. In Schieflage geriete die Weltwirtschaft vor allem dann, wenn die Zinsen nach Abzug der Inflation für längere Zeit über dem Wirtschaftswachstum bleiben würden. Aktuell sind die globalen Wachstumsaussichten jedenfalls verhalten. Das trifft die Schweizer Industrie deutlich stärker als den Dienstleistungssektor. Sehr robust zeigt sich bislang der Arbeitsmarkt.

In den Wahlen in diesem Herbst entschied sich die Schweiz für Stabilität. Die Verschiebungen bei der Parteienstärke fielen im Vergleich zum Ausland gering aus. Die Wahlen sorgten denn auch nicht wegen des Resultats für Aufsehen. Vielmehr machte eine Berechnungspanne des Bundesamts für Statistik Schlagzeilen über die Landesgrenzen hinaus. Sie veränderte drei Tage nach der Abstimmung die Interpretation des Wahlausgangs.

Bald werden wir das zweite Weihnachtsfest begehen, an dem der Krieg in Osteuropa andauert. Und ein Ende des Krieges ist nicht absehbar. Im Unterschied zum Vorjahr ist der Krieg in der Ukraine allerdings etwas aus den Schlagzeilen verschwunden. Der traurige Grund: Am 7. Oktober ermordeten Terroristen in Israel Männer, Frauen und Kinder und verschleppten mehr als zweihundert Geiseln.
Mit diesem entsetzlichen Massaker erreichten sie ihr zynisches Ziel und setzen die Gewaltspirale in Nahost zum wiederholten Mal in Gang. Auch auf dem Schlachtfeld der sozialen Medien tobt der Krieg. Dabei kann man für völlig gegensätzliche Kommentare und Äusserungen Verständnis und Mitgefühl aufbringen: für solche, die das Elend der Israeli schildern wie auch für solche, welche die Not der palästinensischen Bevölkerung beklagen.

Unverständlich bleiben hingegen im Netz kursierende Solidaritätsbekundungen mit den Terroristen, die am 7. Oktober unschuldige Menschen auf grausame Art und Weise ermordet haben. Die Schlächter mögen mit menschenverachtendem Zynismus behaupten, sie hätten ihren Barbarenakt im Namen einer Religion oder einer höheren Wahrheit ausgeführt. Doch in Tat und Wahrheit offenbaren sie mit ihren Gräueltaten nur, dass sie für die Zivilgesellschaft endgültig verloren sind. Sie sind dem blinden Glauben verfallen, die Wahrheit zu kennen und auf alle Fragen eine Antwort zu haben.

Voltaire wird das Zitat zugeschrieben: «Misstraue den Menschen, die die Wahrheit gefunden haben und vertraue denen, die sie suchen.»

Die kommenden Festtage sind eine Gelegenheit zum besinnlichen Innehalten. Vielleicht bringt uns die besinnliche Stimmung auch einige neue Erkenntnisse. Und vielleicht tauchen auch «nur» neue Fragen auf. Doch Fragen sind genau das, was uns vor der tragischen Illusion bewahrt, die alleinseligmachende Wahrheit gefunden zu haben.

In diesem Sinn bedanken wir uns für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen frohe Festtage sowie alles Gute und viel Glück im neuen Jahr.

back